Das Ende einer Ära - Sitka stirbt im Alter von 16 Jahren

Am 7. Mai 2024 erlösten wir Sitka aus ihrem Leid, nach 16 Jahren, zwei Monaten und sieben Lebenstagen - 12 3/4 Jahre davon war sie bei uns. Die Diagnose: Nierenversagen und hochgradige Anämie, auch mit stundenlanger Infusion war ihr nicht mehr zu helfen.

Von allen fünf Hunden, die bisher bei uns waren und sind, war Sitka der führigste, ruhigste, taffeste und zurückhaltendste Hund. Sie war so liebevoll.

Welpenzeit und Norwegen

Sitka kam im April 2008, im Alter von sechseinhalb Wochen zu uns. Mit ihren Brüdern Toback, Tayler und Schwersterchen Kira.

 

Die Mama konnte nicht bei ihr sein, aber wir taten rund um die Uhr unser Bestes, es ihr und ihren Geschwistern gut gehen zu lassen.

Die Vier waren so etwas wie unser "Rat-Pack". Zweieinhalb Monate wuchsen sie bei uns auf, dann ging es für Sitka und die drei anderen nach Norwegen, zu ihrer eigentlichen Besitzerin. Ihr Bruder Toback blieb bei uns und es sollte noch knapp vier Jahre daueren, bis auch Sitka wieder zu uns kam. In der Zwischenzeit hatte sie in Norwegen viel erlebt und massig Trailkilometer am Quad und am Schlitten gemacht, denn sie war für eine Teilnahme am Iditarod Rennen vorgesehen. Dazu sollte es für sie aber nicht kommen, denn letztendlich waren diese großen Teams von 14 Hunden nichts für ihre zarte Seele. Sie fühlte sich in kleineren Teams wohler. Und so landete Sie im Juni 2012 wieder bei uns und Toback.

Sofort im Zug-Team

Da Sitka ja schon gut im Training war, konnte sie direkt nach ihrer Ankunft bei uns nahtlos die Fahrten mit Toback aufnehmen.

Der Umstieg in ein 2er-Gespann vor dem Scooter oder Bike oder auch die Fahrten solo waren für sie überhaupt kein Propblem. Geschirr an, anspannen und Go! Wir sind unzählige Touren gefahren. Und auch direkt im ersten Winter, hier bei uns, hatten wir Schnee und die Touren mit unsrem Kickspark waren klasse. Mit zwei Hunden konnte ich jetzt auch durch Schneehöhen fahren, bei denen wir vorher passen mussten, weil es für Toback allein zu schwer war.

Nach Tobacks plötzlichem Tod im Dezember 2014 gab es kleine Krise. Sitka hatte keine Motivation mehr zu ziehen. Sie hatte einige Wochen nachdem ich Toback begraben hatte, einen Tag lang getrauert, da war sie nicht aus ihrer Kiste zu bekommen. Und dann, das ging bist spät ins anschließende Frühjahr hinein, trottete sie nur mäßig vor, manchmal sogar neben dem Roller her. Ich konnte sie nicht motivieren, ein Seil kann man halt nicht schieben. Ayla war noch zu jung für den Sport und ich hatte schon ans Aufhören gedacht, da machte es eines Tages offensichtlich "klick" bei ihr und es ging weiter. Zum Glück, sonst hätte ich Ayla solo antrainieren müssen, denn wohlmöglich hätte sie sich Sitkas Verhalten und das Nichtziehen abgeschaut.

Ab März 2015 war sie dann Sparringspartnerin für Ayla, wir begannen mit ein paar Canicross-Läufen.

Das schöne war, dass wir auch Ayla nicht zum Jagen tragen mussten und sie sofort wusste, was sie im Zuggeschirr zu tun hatte. Und Sitka war eine exzellente Lehrmeisterin. Es war ein Traum zu sehen, wie sie für Ayla ein klasse Vorbild war und Ayla alles mit einer Leichtigkeit übernahm.

Ich könnte noch seitenweise von unseren Touren berichten, von Hundebegegnungen, bei denen Sitka einfach ihre kalte Schulter zeigte und sich von nichts und niemandem aus der Ruhe bringen ließ. Auch Wild ignorierte sie und da war sie bisher der einzige Hund, der nicht nur, wie alle anderen auch, Wild auf dem Trail ignorierte sondern auch beim Spaziergang. Neben ihr konnten Rehe weglaufen, das war ihr völlig schnuppe. Lediglich auf einer Wanderung in den Alpen zog sie uns strammen Schrittes von dannen und folgte ein paar Gemsen. Aber wir konnten sie rechtzeitig per Trillerpfeife von ihrem Vorhaben abrufen.

Ein Zugsport-Highlight war unsere knapp 70 km lange Scootertour entlang des Elbe-Lübeck-Kanals. Eine Tour, die ich schon mit ihr und Toback vor gehabt hatte, die aber erst mit Ayla zu realisieren war.

Mehr dazu in dem hier verlinkten Bericht und dem kurzen Video hier.

Zugsport-Bilanz

Der Zughundesport war unsere Hauptbeschäftigung mit Sitka. Unsere Anfänge waren meist Solo-Fahrten am Bike oder Scooter, aber immer in Begleichtung von Toback am anderen Gefährt. Erst nach gut einem Jahr Solo-Fahrten bin ich zu regelmäßigen, später dann ausschließlichen, Gespannfahrten übergegangen. Ich glaube, ich musste mich selber erst mental darauf einstellen. Aber so kannte ich das Verhalten beider Hunde sehr gut und ich hatte in keiner Gespannkonstellation mit Sitka und dem jeweiligen Gespannpartner Probleme.

Sitkas Tourenstatistik
Sitkas Tourenstatistik

In der Zeit von Juni 2012 bis März 2022 sind wir mit Sitka, in unterschiedlichen Anspannungen, 1.001 Touren gefahren, insgesamt 11.552 Trailkilometer und 640 Stunden. Das sind im Schnitt 11,5 km/Tour. Sie erreichte eine Durchschnitts-Geschwindigkeit von 18 km/h und eine Overall-Pace von 3:19 min. Dabei muss man berücksichtigen, dass sie ab April 2020 nur noch solo vor dem Bike lief, ohne Zug, aber mit viel Engagement. Mit der letzten Scootertour (am 18.4.2020), im Gespann mit Smacks, war deutlich zu sehen, dass sie das Tempo der Junghunde nicht mehr mithalten konnte. Und gut zwei Jahre später, am 6. März 2022, war dann auch deutlich zu sehen, dass ihr die Kraft für weitere Solo-Bike-Touren fehlte und sie ging von da an in den finalen Rentnerstatus. Detailliertere Infos zu unserer Tourenstatistik finden sich hier.

Auch in den Bergen ganz groß

Der Zugsport war aber nicht unsere einzige gemeinsame Aktiviät. Wie schon mit Rico sind wir auch mit Sitka und Toback, später dann auch mit Ayla in die Berge gegangen. Auch hier könnte ich wieder seitenweise berichten, das habe ich aber bereits getan. Deshalb gibt es die ausführlichen Berichte hinter diesem Link. Hier sollen nur ein paar Bilder das Gefühl transportieren, das wir mit Sitka und Toback bzw. Ayla auf unseren Bergtouren erleben durften. Highlights waren dabei nicht nur die 3000er, sondern auch die grandiosen Ausblicke und das so spezielle Verhalten der Hunde im alpinen Gelände. Auch wenn es nicht immer einfach war und wir uns da mit den Hunden an die Gegebenheiten herantasten mussten, ich möchte keine Minute davon missen.

Und sonst so

Neben all diesen Aktivitäten hatten wir ein sehr harmonisches Rudel-Familienleben. Sitka hat alle Hunde, über die ich hier auf meiner Website schon berichtet habe, kennengelernt und sie vertrug sich mit allen. Rico, Toback, Ayla, später dann auch Aylas Wurf: Frosty, Arik und Smacks. Auch Nuki (ihre heimliche Liebe), Pappa von Frosty und Consorten, sowie Shiba, deren Omi, hat sie kennen und schätzen gelernt. Und natürlich auch Nigel. Die Hundefamilie hat sie tatsächlich noch bis drei Tage vor ihrem Tod begleitet.

Mit allen denen und mit jedem anderen Hund war sie absolut verträglich. Ich habe sie in den ganzen 16 Jahren nur ein einziges Mal erlebt, bei dem sie sich lauthals gegen eine sehr aggressiv auftretende Hündin verteidigte. Ein absolut einmaliges Verhalten bei Sitka. Waren fremde Hunde den anderen Rudelmitgliedern gegenüber aufdringlich, sie schlichtete. Sie konnte jeden Rüden um die Pfote wickeln und, wenn der Rüde zum Rangeln aufgelegt war, dann war sie mittendrin. Das Verhalten hat sie bis zum letzten aktiven Tag beibehalten. Hündinnen dagegen waren uninteressant, Sitka zeigte demonstratives Desinteresse und ging ihnen aus dem Weg. Sie war im Miteinander mit ihrer Umwelt einfach ein regelrechter Traumhund.

Mach es gut, mein Schnecki, mit deinem Tod endet für uns eine ganz besondere Ära, ein echter Lebensabschnitt. Ich hoffe, du bist jetzt bei deinen Kumpels aus den vergangenen Jahren und ihr rennt vergnügt um die Wette. Es ist jetzt an der Zeit, dass sich die "neue" Generation alleine beweist.