LD-Tour – 69 km am Elbe-Lübeck-Kanal entlang

Endlich habe ich ein lang gehegtes Vorhaben umsetzen können

Die Idee

Wer wie ich den Zughundesport mit Alaskans, also klassischen Long-Distance-Hunden ausübt, der ist immer auf der Suche nach geeigneten und vor allem langen Trails, ohne Sackgassen oder langen Asphaltstrecken entlang von viel befahrenen Straßen. Durch berufliche Umstände entdeckte ich im Frühjahr 2014 den Rad- und Wanderweg entlang des Elbe-Lübeck-Kanals, der Teil des Radfernweges „Alte Salzstraße“ von Lüneburg nach Lübeck ist. Erst 2013/14 wurde das Westufer durchgängig für die Freizeit- und Tourismusnutzung befahrbar gemacht. Von Lauenburg bis Lübeck sind es insgesamt knapp 62 km.

 

So reifte in mir die Idee, diesen Weg mit Toback und Sitka einmal auf einem längeren Teilstück zu fahren. Leider waren Herbst und Frühwinter 2014 für eine solche Tour zu warm und dann verstarb Toback im Dezember 2014 ganz plötzlich. So rückte die Umsetzung zunächst in weite Ferne, denn für einen Hund war mit das zu heftig und Ayla war im Jahr 2015 noch zu jung.

 

Aber auch die Winter der vergangenen Jahre, vor allem die Temperaturen, spielten lange Zeit nicht mit – keine länger anhaltende Frostperiode und auch dann hatte auch ich nicht immer Zeit, wenn es dann mal temperaturseitig gepasst hätte.

 

Aber jetzt, im Dezember 2017 sollte es losgehen.

Der Trail

Tour-Weg
Der Weg in Richtung Norden

Der Weg dient ursprünglich der technischen Überwachung des Kanals und ist als Betriebsanlage der Bundeswasserstraßenverwaltung gekennzeichnet. Dementsprechend ist er von der Breite durchgängig auf Pkw/Lkw-Befahrung ausgelegt. Es kommt also nur sehr selten zu Engpässen, die sind gelegentlich an den Brückenunterführungen zu finden. Der Vorteil, man sieht auf weite Ferne bereits andere Hundehalter und Hunde. Der Nachteil, es kann sehr eintönig sein.

 

Die Wegoberfläche ist eine wassergebundene Sandschicht mit kleineren Steinen. Auf unserem Streckenabschnitt waren nur zwei Abschnitte, wenige hundert Meter lang, asphaltiert. Wir hatten also nicht mit problematischen Trail-Oberflächen zu rechnen. Leider war der in der Nacht zuvor gefallene Schnee sehr nass, so dass sich, auch bedingt durch die ergiebigen Regenfälle der letzten Wochen, eine fast durchgängige und sehr matschige Wasser-Dreck-Auflage gebildet hatte. Dies sollte man bei der Wahl des Schuhwerks berücksichtigen, wenn man mit dem Scooter unterwegs ist.

 

Die Tour-Planung

Karte der Tour
Der Trail - GPS Track 34,5 km von Dalldorf bis knapp vor Berkenthin und zurück

Ich hatte mir im Vorfeld mehrere Einstiegspunkte in den Trail auf den Satellitenbildern angesehen. Da die Anfahrt ohnehin schon recht lang sein würde, musste ich nicht unbedingt am Kanalbeginn in Lauenburg starten. Auch wollte ich nicht das Stadtgebiet Lübecks erreichen, hier rechnete ich mir dann doch mehr Fußgängerverkehr aus. So war der Einstieg in Dalldorf ideal, zumal dort auch ein gut erreichbarer Parkplatz direkt am Trail ist.

 

Geplant war so die Strecke Dalldorf-Berkenthin und zurück (knapp 2x 40 km). Also 80 km, eine Strecke, die von LD-Mushern gern als übliche Trainingsstrecke gefahren wird. Die erste Snackpause sollte nach 20 km oder einer Stunde erfolgen, je nachdem was eher eintraf.

Die zweite Snackpause dann nach zwei Stunden oder 40 km, die dritte Pause nach 3 Stunden oder 60 km. Kurze Zwischenstopps konnte es natürlich immer geben. Dass die Fahrzeiten nach hinten heraus länger werden würden, war eingeplant.

Die Vorbereitung

Eine explizite Vorbereitung für einen solchen Trail hat es nicht gegeben. Wir sind ja ohnehin schon eher auf längeren Strecken unterwegs und auch ein Marathonläufer absolviert zum Training ja auch keinen vollen Marathon, sondern nur Teillängen.

 

Die Ausrüstung

Für die Hunde

Für die Doggies hatte ich das übliche Zeugs dabei: zwei X-Backs, Halsbänder, diesmal zwei Sätze Booties in 1000er Kordura, Neckline (falls nötig), Anbindeleine mit Koppel, falls z.B. längerer Reparaturaufenthalt nötig sein sollte, etwas Verbandsmaterial, Futter und Wasser.

 

Für Fahrzeug und Technik

XH-Scooter mit Spikes-Reifen
XH-Scooter mit Spikes-Reifen

Ich hatte mich für den Scooter als Fahrzeug entschieden. In Sachen Technik waren dabei: Flickzeug, Luftpumpe, Multitool, zwei Ersatzschläuche, da das Flicken eines Plattens bei Regen oder großer Kälte kaum gut gelingt. Für den Scooter hatte ich den Laufradsatz mit den Spikes-Reifen gewählt, weil die genaue Trailsituation unklar war. Es hätte durchaus zu Frost kommen können, dann wäre der durchnässte Weg ohne Spikes nicht befahrbar gewesen. So waren sie aber überflüssig, was man vorher nicht wissen konnte. Kamera und GPS-Tacho waren natürlich auch dabei.

Für mich

Ich hatte die üblichen Scooter-Klamotten an: Winter-Radhose, darunter lange Ski-Strümpfe und eine ¾ Laufhose, Knie- und Schienbeinschoner, Regenhose, Handschuhe, knöchelhohe Schuhe, Motorradjacke mit Protektoren und Helm.

Das Wetter

Ideal wären ein paar Tage Dauerfrost und eine geschlossene Schneedecke gewesen. Aber das sollte nicht sein. Doch die Temperaturen der vergangenen Tage und der bedeckte Himmel für diesen Tag hatten mich bei der Terminwahl bekräftigt - der 11.12.2017 - auf den Tag drei Jahre nach Tobacks Tod.

 

Es hatte die Tage zuvor durchgängig einstellige Temperaturen, am Vortag geschneit und es war kein nennenswerter Temperaturanstieg über 5 Grad zu erwarten. Völlig unterschätzt hatte ich den Schneematsch bzw. die aufgeweichte Bodenbedeckung. Gummistiefel wären die bessere Wahl gewesen. So hatte ich nach gut 1/3 der Strecke schon ziemlich nasse Füße. Vom Dreck einmal abgesehen.

 

Die Verpflegung

Snacks für die Hunde
Frischer Lachs - pur und in Kokosfett

Auf den üblichen Touren (bis 25 km) habe ich keine Verpflegung für die Hunde dabei, da es die nicht bedarf und Wasser für die Doggies auf diesen Wegen immer verfügbar ist. Hier sah das jetzt anders aus. Als Pausensnacks hatte ich frischen (TK-)Lachs und getrocknetes Entenfleisch. Den Lachs hatte ich teilweise mit Kokosfett überzogen, als zusätzlichen Energielieferanten. Dazu noch Trinkwasser für alle Beteiligten. Ich hatte eine Thermoskanne mit Kaffee und zwei Müsli-Riegel dabei.

Die Tour

Der Start war wie üblich etwas aufgeregter und lauter als der Start vom Gartenzaun aus. Die andere Umgebung macht die Hunde immer etwas hibbeliger. Zwar hauten sie wie immer ordentlich die Pfoten in den Boden, angesichts der langen Tour habe ich sie aber etwas eingebremst.

Der Start - wie immer euphorisch

So zogen wir unsere Bahn … ein paar kurze Stopps zum Schneefressen/Saufen gab es und nach einer Stunde und fünf Minuten (bei km 18,9) gab es dann den ersten Snack und eine längere Pause. Meinen Hunden brauche ich, wenn sie als Alternative Schnee haben, Wasser im Napf erst gar nicht anzubieten. Das wird vollkommen ignoriert. Auf dem zweiten Abschnitt wurden schon mehr kürzere Pausen eingelegt, wir waren jetzt ja auch schon auf „zeitlichem Neuland“. Aber wir zogen weiter unsere Bahn, schöne Landschaft leider nur wenig abwechslungsreich, ein paar wenige Hundebegegnungen, die alle unproblematisch waren, ansonsten ein einsamer Trail.

Unsere Reisegeschwindigkeit

Umkehrpunkt

Kartenausschnitt Umkehrpunkt
Umkehrpunkt und nicht gefahrene Reststrecke

Etwa 5 km vor dem Ziel in Berkenthin bemerkte ich aber einen deutlichen Durchhänger bei den Mädels, so dass ich mich entschloss eher umzukehren, denn wir hatten ja noch einmal dieselbe Streckenlänge vor uns.

 

Auf der nebenstehenden Karte, an der Pausenbank abfotografiert, ist der Standort eingezeichnet. Er ist gleichzeitig unser Umkehrpunkt. Zudem habe ich die nicht gefahrene Reststrecke bis Berkenthin (gestrichelte gelbe Linie) eingezeichnet.

 

So machten wir also schon bei km 34,5 eine weitere längere Pause, es gab noch einmal Snacks für die Hunde und für mich einen Kaffee. Nach insgesamt gut 2 Stunden und 50 Minuten (inkl. Pausen) fuhren wir wieder zurück.

 

So sehen zwei "erschöpfte" Alaskans bei der 34,5 km-Pause aus:

Erwartungsgemäß brauchten wir für den Rückweg länger als für den Hinweg, auch die Zahl der Pausen nahm zu und so waren wir insgesamt 60 Minuten länger unterwegs.

 

Über die Gesamtstrecke, die für uns alle ja absolutes Neuland war, zeigte sich gerade im zweiten Abschnitt, dass das Fahren ohne Neckline von Vorteil ist. So konnte sich jeder Hund auch einmal zurückfallen lassen und etwas weniger arbeiten (ziehen) ohne vom anderen an der Neck hinterher gezogen zu werden. Beide taten das und ich habe sie auch gelassen. Für Ayla war es die erste derartige Tour. Sitka kennt das ja aus den Jahren in Norwegen, aber wir sind in den letzten 5 Jahren allerdings auch keine so lange Tour gefahren.

 

Zudem darf man auch den Altersunterschied der beiden Mädels nicht vergessen. Ayla ist zum Tourzeitpunkt 3 Jahre und 3 Monate und Sitka 9 Jahre und 10 Monate alt gewesen.

Letzte km Rückweg und Endankunft

Mein Resümee

Auch 69 km können schon recht lang sein. Da auch die Landschaft nicht so aufregend war und der Trail durch seine unproblematische Wegeführung wenig Abwechslung bot, musste man sich schon gut konzentrieren und durfte gedanklich nicht zu weit abschweifen, da man sonst den Fokus auf die Hunde verloren hätte. Kleidungstechnisch war alles bis auf die Schuhe richtig gewählt. Den Hunden hat es offensichtlich nicht großartig was ausgemacht. Nach jeder Pause war das übliche Freudengeheul zum Aufbruch zu hören.

 

In Sachen Verpflegung muss ich bei den Hunden künftig etwas stärker differenzieren. Während Sitka Lachs und Fett gut annahm, weigerte sich Ayla bei der zweiten Pause und wandte sich vom frischen Lachs ab. Für sie müssen die Snacks nicht die hohe Fettmenge haben. Hier kann ich optimieren. In Sachen Durchhaltevermögen zeigte Sitka auf den letzten 5-6 km deutlichere Einbußen. Zwar lief sie engagiert mit, ließ die Leine aber häufiger durchhängen. Ayla übernahm dann die Arbeit. Aber auch Ayla hatte unterwegs Passagen, in denen Sitka dann die Arbeit machte. Das ist der Vorteil eines, wenn auch maximal reduzierten, Hundegespanns auf langen Touren. Hier lerne ich dann auch wieder Neues.

 

Nach der Tour zeigte die obligatorische Pfotenkontrolle (zwischendurch habe ich das aber auch gemacht) keine Verletzungen. Lediglich bei Ayla waren am Großballen der rechten Vorderpfote die angrenzenden Haare etwas mehr rasiert als üblich. Aber keiner der Hunde zeigte an den Pfoten offenen Scheuerstellen, Cuts zwischen den Zehen oder auf den Ballen oder Ballenabrieb. Auch die Feuchtigkeit hat die Haut nicht aufgeweicht. Schwellungen der Pfoten waren auch nicht (auch später nicht) festzustellen. Alaskans sind für ihre „harten Pfoten“ bekannt, auch gerade aus dieser Zuchtlinie. Das Gangbild zeigte keine Veränderungen, auch am Tag danach nicht. Nach der Heimfahrt reckten und streckten sich beide wie gewohnt.

 

Abschließend kann ich sagen, dass es für alle eine neue Erfahrung war. Wahrscheinlich mehr für mich, als für die Hunde, aber nur so geht es weiter. Ich habe wieder neue Dinge erlebt. Dinge, die man auch hätte lesen oder Erfragen können, aber man muss sie erfahren, selber machen und dann daraus lernen. Das eine oder andere hätte ich anders vorplanen können, jetzt weiß ich auch warum. Ausprobieren, den Hunden etwas zutrauen, aber auch ein wachsames Auge auf sie haben. Wie sie laufen, sich verhalten, den Kopf, die Ohren den Schwanz tragen oder deren Haltung auf dem Trail verändern. Sich in die Leine hängen oder auch mal nicht. Alles Dinge die man sehen und erleben muss; das selber Machen und ausprobieren ist da immer noch das beste Seminar.

 

Die Tourdaten

Datum: 11.12.2017

Wetter: bedeckt, +1 °C, Schneematsch

Geschwindigkeitsprofil nach Traillänge

Geschwindigkeitsprofil nach Fahrtdauer

Mittlerweile nutze ich mit Tourbook eine neue Analyse-Software. Hier noch einmal die Auswertung des obigen Tracks.

© Andreas Fuchs, 2017