Zug-Ausbildung
Wie bringe ich meinem Hund das Ziehen bei?
Ein Frage, auf die es keine eindeutige Antwort gibt, denn es gibt nicht DIE Methode. Das kann sehr hundeindividuell sein. Meist aber nur mit viel Geduld, wenn die Fellnase es nicht sofort begriffen haben sollte. Trotzdem gibt es ein paar Tipps, die schon sehr vielen Hunden geholfen haben.
Grundsätzlich kann man zwischen Geschirren, in denen der Hund ziehen darf uns solchen, in denen es nicht erlaubt ist einen Unterschied machen. So kann man zwischen "Halsband = Ziehen verboten!" und "Zuggeschirr = Ziehen erlaubt!" unterscheiden und den Hund entsprechend anleiten. Diese Unterscheidung kann schon auf einfachen Spaziergängen eingeübt werden.
Grundvoraussetzung: Kommandos müssen sitzen!
Kommandos und deren (bedingungsloses) Befolgen sind das A und O im Zughundesport. Letztendlich ist es die einzige Möglichkeit den Hund, zwei Meter vor einem laufend, bei einem Tempo von fast 30 km/h zu dirigieren und zum Stehen zu bringen - es gibt keine Zügel o.Ä.
Gut, auf dem Roller, dem Fahrrad oder dem Trainingswagen bzw. Schlitten ist man der „Herr der Bremse“. Das klappt bei einem Hund super, bei zwei Hunden ist es noch gut. Aber dann, mit drei und mehr Hunden, müssen die „Motoren“ auch auf Kommando stehen bleiben. Und mit einem Schlitten oder KickSpark ist das mit dem alleinigen Bremsen am Gefährt so eine Sache.
Kommandos muss man üben. Immer und immer wieder. Von klein auf, beim Spazierengehen, Joggen wo auch immer. Dabei ist es völlig egal, welche Kommandos man nimmt. Ob „rechts“ oder „gee“, ob „geradeaus“ oder „go ahead“ - was auch immer. Nur kurz müssen sie sein.
Videobeispiel: "Over gee"
Zugschulmethoden
Zwei Anmerkungen vorweg:
1. Ob die Methoden funktionieren, kann ich leider nicht sagen, denn ich habe meinen Hunden immer das Geschirr angezogen und sie sind gestartet. Da ich die Kommandos zuvor bei jedem Spaziergang geübt hatte, saßen diese bereits und wir sind am Bike oder Scooter gestartet. Zum Ziehen musste ich meine Hunde nie tragen.
2. Grundsätzlich kann man alle Methoden dadurch unterstützen, dass am Ende der Übung eine leckere Belohnung wartet, z.b. der "gefüllte" Futternapf (Dabei sollte natürlich darauf geachtet werden, dass zwischen der sportlichen Anstrengung und einer vollen Portion Futter eine gewisse Pause liegen sollte!) oder ganz besonders leckere Snacks. Bei sehr futterorientierten Hunden kann das gut klappen. Aber wie bei allen unterstützenden Maßnahmen, sollte auch diese Unterstützung mit zunehmendem Trainingserfolg weniger werden. Ziel ist ja ein Hund, der Spaß an der Sache hat und nicht einer, der nur für Leckerchen arbeitet.
Hasen-Methode
Bei Hunden, die von Beginn an kein Problem haben ein Gewicht hinter sich her zu ziehen, ist es hilfreich, wenn es an den Roller oder das Fahrrad geht, einen "Hasen", also einen vorausfahrenden Fahrradfahrer als Motivation los zu schicken. Hier gilt es mit viel Geduld (!) auch die noch so kleinsten Fortschritte positiv durch verbales (!) Lob zu verstärken. Der "Hase" kann locken, der Fahrer lobt. Leckerligaben während des Zugtrainings sind ungünstig, da der Hund damit von der Arbeit abgelenkt wird, sich im Zweifel sogar dafür hinsetzt und ggf. auch künftig nur für das Fressen arbeitet. Verbales Lob reicht aus und kann zum Abschluss der Trainingseinheit gerne mit einer Köstlichkeit und viel Körperkontakt ergänzt werden. Hierbei muss aber darauf geachtet werden, dass der "Hase" nicht zur Dauereinrichtung wird, denn sonst arbeitet der Hund nur, weil er den potenziellen Hasen jagt. Das ist aber nicht die Idee, des Ganzen, sondern soll ja nur ein allererster Reiz sein.
Alternativ-Methode
Diese Methode kommt dann zum Einsatz, wenn der Hund beim auch noch so kleinsten "Gewicht" an der Leine stehenbleibt oder sich sogar hinsetzt.
Dann sollte der Hund im ersten Schritt daran gewöhnt werden, ein Gewicht an der Leine zu haben und trotzdem laufen zu wollen und sollen. Denn das wird das größte Problem sein, insbesondere wenn der Hund gut leinenführig ist und dies auch schnell gelernt hat. Auch wenn am Anfang jemand vorweg läuft, sollte der Hund nach einer gewissen Zeit in der Lage sein, aufgrund des Laufkommandos eine, wenn auch Anfangs nur kurze Strecke eigenständig zu ziehen. Dabei immer verbal loben, wenn er es richtig macht, und beim Loben immer auf das richtige Timing achten. Und jetzt heißt es GEDULD haben. Der Fortschritt wird in Trippelschritten daher kommen. Und nicht zu lange an einem Stück üben.
Wenn sich dann Kommando und Zugwille verfestigt haben und SICHER funktionieren, kann man die Strecken verlängern. Aber auch hier nicht von 20 m auf 2 km steigern.
Das Ziehen kann man (fast) jedem Hund beibringen. Je nach Tier und Einfühlungsvermögen des Trainers dauert es halt lang oder etwas länger. Es kann aber auch sein, dass der Hund für den Zugsport nicht begeistert werden kann - auch bei einem "klassischen Schlittenhund" kann das passieren. Dann sollte man weder den Hund dazu zwingen, noch sich selber grämen. Es gibt auch schöne Alternativen.
Freebike-Methode
Voraussetzungen beim Hund - er sollte:
- gesund sein
- prinzipiell lauffreudig sein
- gut heranrufbar sein, wenn man ihn zu sich ruft
Voraussetzungen bei der Landschaft:
- man sollte in einer Gegend oder auf einigen Wegen fahren können, die ein freies Fahren ohne den Hund anleinen zu müssen, ermöglichen.
Wenn dies alles gegeben ist, beginnt man die gemeinsamen Fahrten mit dem freilaufenden Hund. Idealerweise versucht der Hund jetzt schon von sich aus, schneller zu laufen als die Person auf dem Bike fährt. Sonst sollte man ihn verbal dazu animieren. Nach ein paar Wiederholungen verbindet er dann schon das Bikefahren mit dem schnellen Laufen. Kleine Rennspiele, bei denen das Tempo intervallartig gesteigert wird, können dies Verhalten unterstützen. Wenn dies akzeptiert wird, kann man das Starten aus einem „steh“ oder „sitz“ neben oder noch besser vor dem Fahrrad und immer noch ohne Leine, mit einem Startkommando verbinden. Wiederholungen helfen hier natürlich dies zu verfestigen.
Die Gewöhnung an das Geschirr, sofern dies überhaupt nötig ist, kann man mit Belohnungen unterstützten und dabei auch schon einmal Zug über die Zugschlaufe ausüben, um so das Erreichen des Leckerchens zu erschweren. So kann der Hund lernen, dass Zug im Geschirr völlig okay und normal ist. Den Geschirrzug kann man dann auch beim Spazierengehen, idealerweise mit Bauchgurt da es sonst ein gutes Armtraining wird, unterstützen und verfestigen und dabei gleichzeitig die Richtungskommandos einüben.
Wenn es durch die Übungen zu einem guten, stetigen Zug kommt, kann auch einmal ein Rucken an der Leine eingebaut werden. Nicht, um den Hund zu disziplinieren, sondern um den normalen Ablauf beim
Ziehen zu verdeutlichen. Ein Leinenruck ist immer möglich, sei es durch das Mitpedalieren am Scooter, ein scharfes oder ggf. unbeabsichtigtes Bremsen o.ä. Davon sollte sich der Hund aus seinem
Arbeitsfokus möglichst nicht ablenken lassen und einfach weiter ziehen.
Und wenn die Kommandos zuverlässig (!) sitzen und der Hund ebenso zuverlässig arbeitet, dann beginnt man den Hund ans Bike oder den Scooter zu spannen und das Ganze zu starten.
Hilfestellung durch Bücher und Filme?
Es gibt seit geraumer Zeit verschiedene Bücher, deutschsprachig oder englisch, zum Thema Zughundesport. Ich habe unter dem Link Medien/Bücher/Artikel einmal die aufgelistet, die ich mir selber auch angesehen bzw. gelesen habe.
Das Lesen ist das Eine, das Umsetzen dieser Tipps ist aber nochmal etwas Anderes. Daher sind Filme durchaus hilfreich. Ich kenne jetzt nicht die gesamte Bandbreite, aber eine DVD ist mir
überwiegend positiv aufgefallen, von Anja Jacob: Zugsport für Hunde.
Eine wie ich finde gut gemachte und für Anfänger hilfreiche Einführung in den Zughundesport mit dem DogScooter. Viele Praxisbeispiele und gute Anleitungen machen die Theorie anschaulich.
Zughundesport und Leinenführigkeit?
Meine Hunde haben alle von Beginn an gezogen. Da brauchten wir nichts zu üben oder beizubringen. Das ist das was man bei Schlittenhunden unter dem "desire to go" versteht.
Ich habe bei allen meinen Hunden auf die typische Leinenführigkeit verzichtet. Eine Abwägung, die zugunsten der artgerechten Haltung als Zughund getroffen habe.
Wer also in Punkto Zugbegeisterung auf Nummer sicher gehen möchte, der verzichtet zunächst auf die Leinenführigkeit. Welpengruppe, Hundeschule, alles in Ordnung, nur keine Leinenführigkeit. Der Hund darf ziehen. Hier braucht man dann auch einen verständnisvollen Hundetrainer in der Schule, der diese Entscheidung mitträgt und nicht dagegen arbeitet. Wem diese Leinenkontrolle trotzdem wichtig ist, der kann sie entweder später noch beibringen oder, wenn der Trainer sich darauf einlässt, mit viel Behutsamkeit parallel zur Zugausbildung.
Unterstützung durch eine Zughundeschule?
Ich bin bei dem Thema Zughundeschule sehr zurückhaltend. Wer mit Hunden nicht unerfahren ist, der sollte das mit dem Zughundesport auch ohne Zughundeschule hinbekommen (... ich war zwar mit Hunden nicht ganz unerfahren, aber mit Alaskans aus einer Leistungszucht und habe es trotzdem geschafft). Ich habe mir die ganz grundlegenden Tipps bei einer Musherin geholt (ein Wochenende) und dann alles selber gemacht. Vom Kauf des Rollers über die Geschirre, das andere Equipment etc. Learning bei Doing ... und Fehler gemacht. Nur so lernt man.