Bike-Jöring

Was ist Bike-Jöring (auch Bikejöring)?

Bikejöring ist eine Form des Zughundesports, bei dem der Hund mittels einer Leine mit integriertem Ruckdämpfer an einem Fahrrad befestigt ist und dieses zieht. Wie diese Sportvariante entstanden ist, lässt sich heute nicht mehr klar herleiten. Eine Entstehungsrichtung kann aus der direkten Schlittenhundeszene kommen, bei der die Hunde in der schneelosen Zeit am Fahrrad trainiert wurden, die andere Richtung aus dem Canicross, also dem Joggen mit ziehendem Hund.

 

Diese Form des Off-snow-mushings ist heute weit verbreitet. Internationale Wettbewerbe gibt es auf vielen Kontinenten.

Anforderungen an Hund, Technik und Menschen

Das Fahrrad, meist ein Mountainbike, wird aktiv vom Fahrer bewegt. Er darf sich also nicht nur passiv durch das Gelände ziehen lassen. Dieser sehr schnelle und dynamische Sport stellt höchste körperliche und geistige Anforderungen an Fahrer und Hund. Da der Hund nur vorauslaufen darf, ein seitliches Nebenherfahren oder gar ein Hinter-sich-Herziehen des Hundes ist bei Wettbewerben verboten und verbietet sich auch generell aus Gesundheitsgründen, kann der Hund nur durch Kommandos des Bikers (=Mushers) gelenkt werden. Hier ist wegen der relativ hohen Fahrgeschwindigkeiten ein sehr genaues Beobachten des Hundes unabdingbar. Dies bedeutet höchste Konzentration für beide, Hund und Fahrer, und bedarf eines sehr guten Kommandogehorsams des Hundes.

Bike

MTB mit Zugleine als Bike-Jöring-Rad
Bike-Jöring MTB "Steppenwolf-Timber"

Aufgrund der verwendeten Fahrräder ist diese Sportvariante relativ teuer, denn das Fahrrad sollte schon robust und auf Fahrten auf schlechtem Untergrund ausgelegt und entsprechend haltbar sein. Dabei kommt es gar nicht so sehr darauf an, ein vollgefedertes Rad zu haben. Die sogenannten Hardtails, also Räder mit Vorderrad-Federgabel aber starrer Hinterradaufnahme bzw. Mittelstütze sind vollkommen ausreichend. Zudem sind sie auch auf den zu fahrenden Trails vorteilhafter, da bei diesen Rädern die Tretenergie des Fahrers besser auf die Kette übertragen wird. Bei den sogenannten Fullies (den vollgefederten Rädern), wird eine Menge Tretenergie durch die Rahmenfedern absorbiert und gelangt somit nicht auf die Kette. Ein Nachteil, wenn es um hohe Geschwindigkeiten oder steile und langgezogene Anstiege geht. Dafür muss der Fahrer auf einem Hardtail den einen oder anderen Stoß mehr hinnehmen.

 

Mit das wichtigste Technik-Utensil am Rad sind die Bremsen. Diese müssen immer funktionieren, sei es auch noch so nass und matschig, was es eigentlich immer ist. Und hier spielen die relativ teuren und gelegentlich wartungsintensiveren Scheibenbremsen ihre Trümpfe aus. Sie sind bei Matsch, Dreck und Nässe einfach zuverlässiger als V-Brakes. Ein Vorteil den man zu schätzen weiß, wenn man es einmal erlebt hat, was es bedeutet, wenn Bremsen nicht mehr greifen. Leider sind die recht schnell verschlissenen Bremsbeläge auch noch teurer als die der V-Brakes.

 

Bei sehr unebenem Gelände oder auch stark nivelliertem Trail bieten sich Klick-Pedalen mit passenden Fahrradschuhen an, weil so ein Abrutschen von den Pedalen und der damit meist unausweichliche Sturz verhindert werden. Die hierfür nötige Fahrtechnik sollte vom Fahrer extrem gut beherrscht werden, weil ein blitzschnelles Absteigen vom Rad deutlich schwieriger wird und eine gute Bewegungskoordination verlangt. Es gibt auch kombinierte Pedalen, die sowohl mit normalem Schuhwerk, auch mit Klick-Adaptern gefahren werden können. Ich verwende diese Pedalen seit Jahren und bin damit sehr zufrieden.

Bike-Antenne selbst gebaut

Kunstoffrohr als Bike-Antenne
Selbstgebaute Bike-"Antenne"

Die Ruckdämpferleine sollte unbedingt mittels einer Haltekonstruktion (der sogenannten Bike-Antenne) über dem Vorderrad gehalten werden, damit ein Verwickeln der Leine mit dem Rad, und dadurch Stürze und Verletzungen von Fahrer und Hund, vermieden werden. Dafür gibt es geeignete Konstruktionen zu kaufen, bei denen Kunststoffhalterungen und Federstangen aus Metall zum Einsatz kommen.

 

Ich verwende hier eine selbstgebaute Variante: ein Kunststoffrohr von 22 mm Durchmesser (Kabelrohr), das ich mir etwas länger als den Vorderraddurchmesser zugeschnitten habe. Durch dieses Rohr wird das freie Ruckdämpferende geführt, an dessen Ende dann der Karabiner eingeschlauft wird (das andere Ende ist am Steuerkopf des Rades befestigt). Ein Spanngummi, mit zwei Metallhaken an den Enden, wird dann um den Lenkerkopf und die Lenkerstange gewickelt und daran befestigt. Das andere Ende, mit dem verbleibenden Haken, wird in das offene Rohrende eingehakt. Alternativ kann man auch noch zusätzlich ein Loch in das Rohr bohren und den Haken darin zusätzlich sichern.

Die Länge des Gummis ist so zu bemessen, dass sich das Rohr, leicht nach oben geneigt, über dem Vorderrad befindet. Wird der Hund mit dem Geschirr am Karabiner angehakt und übt dann Zug auf das Seil aus, neigt sich das Rohr so weit über das Vorderrad, dass ausreichend Abstand vorhanden ist und eine gefahrlose Fahrt möglich ist.

 

Die anfangs sehr wackelig anmutende Konstruktion wird durch den Zug des Hundes sehr stabil. Neben den äußerst geringen Kosten für das Material spricht  eine gute Flexibilität für diese Variante, falls es doch einmal zu Verwicklungen kommt.

Die Länge der verwendeten Ruckdämpferleinen variiert. Ich nehme eine etwa 1,85 m lange Leine. Die hat den Vorteil, ausreichend Abstand zum Rad zu gewährleisten und trotzdem während der Fahrt/des Laufs nicht durchzuschwingen, wie dies bei langen Leinen (> 1,90 m) immer wieder zu sehen ist. Bei Wettkämpfen sind im Regelement 2,50 m im ausgezogenen Zustand vorgeschrieben.

Geschirre

Die Zuggeschirre für den Hund sind die üblichen, die auch im Schlittenhundesport Verwendung finden.

Bekleidung und Ausrüstung

In Sachen Bekleidung steht der Schutz an erster Stelle. Helm, Handschuhe, Schutzbrille und ggf. auch Protektoren sind unverzichtbare Utensilien, an deren Stelle zu sparen fahrlässig wäre. Der Unterschied zur Bekleidung beim Dogscooting ist nicht allzu groß, lediglich Fahrradschuhe für Klick-Pedalen finden beim Dogscooting keine Verwendung.

 

Werkzeug für gelöste Schrauben, wie auch Flickzeug und Notpumpe sind ebenso Teil einer guten Notfallausrüstung. Zudem kann ein Handy nicht schaden.

Zubehör für den Hund

Ich habe immer einen Satz Booties dabei, wie auch eine sterile Mullbinde und etwas Pflaster oder Tape. So kann eine offene Wunde an den Pfoten schnell versorgt werden und der Verband, wie auch ggf. die anderen Pfoten mit einem Bootie abgedeckt werden.

 

Ferner ist ein kurzes Stück Schnur, mit der ggf. Geschirre geflickt werden können, hilfreich und auch eine Führleine kann von großem Nutzen sein. Und ich habe immer eine Bandschlinge dabei, an der zwei Karabinerhaken befestigt sind, um den Hund ggf. an abseitiger Stelle zu sichern.

Bike-Jöring Video